Anette Bley

Anette Bley

Fülle: Wenn ich figürlich arbeite, ist es meistens das Kernstück des menschlichen Körpers, das mich fasziniert, wenn sich in seinen leisen Drehungen und Falten zwar etwas andeutet aber nicht zu viel erzählt, wenn es uns anregt, die Form zu Ende zu denken und uns einzufühlen.

In diesem Fall konnte ich mit einem realen Modell arbeiten. Ich war so berührt von ihrer warmen und positiven Ausstrahlung, dass sich mir die Form eines weiblichen Buddhas aufdrängte. Die ganze Fülle des Lebens wurde spürbar, und es konnte auf nichts verzichtet werden.

Traum: Die Arbeit mit dem Modell ist für mich immer etwas sehr Faszinierendes: Jeder Körper ist anders gebaut und hat seine ganz eigene Kraft und Schönheit. Oft bitte ich die Modelle, eine Haltung zu suchen, in der sie sich wohlfühlen. So entstehen meist sehr natürliche Posen ohne Habitus und Schnörkel. Die verträumte Hingabe in dieser Haltung war wie ein kurzer Blick durchs Schlüsselloch auf einen intimen Moment vollkommener Selbstvergessenheit und Reinheit.

Portraitbüste Nikos W. Dettmer: Ein Portrait zu gestalten, ist für mich jedes Mal eine sehr besondere Begegnungsform: Der Portraitierte lässt es zu, dass ich ihn eindringlich forschend betrachte und auch, dass ich entscheide, welche Aspekte seiner vielschichtigen Persönlichkeit in den Vordergrund gestellt werden. Manchmal erstaunt es mich, wieviel Vertrauen mir dabei entgegengebracht wird und hoffe, mich in der Arbeit einer Art „Wesenskern“ behutsam annähern zu können, ohne der Person selbst zu nahe zu treten.

Der langjährige Präsident der Münchner Künstlergenossenschaft, Nikos W. Dettmer, ist 2023 von seinem Amt zurückgetreten. Es war mir ein Anliegen, zu diesem Anlass meinen persönlichen Eindruck von ihm als einer immer humorvoll zugewandten, geselligen und gleichzeitig tiefgründigen „Künstlerseele“ zum Ausdruck zu bringen.

Zueinander Geweht: Die beiden Hohlformen, die wie Tücher zueinander geweht sich aneinanderschmiegen, anlehnen, gegenseitig stützen … sind eine flüchtige Erscheinung. Der nächste Augenblick wird sie durcheinanderwirbeln und verwehen. Ein Moment, nicht länger als ein Wimpernschlag, und doch kostbarer als alle Schätze der Welt.