Liebe Freunde der MKG, liebe Mitglieder, liebe Künstlerinnen und Künstler!
Wenn wir Sie heute wieder zu unserer Jahresausstellung 2023 im Künstlerhaus begrüßen dürfen, dann freue ich mich, dass Sie alle das Meer des profanen Alltags überquert haben, um an unserer Insel der Kunst zu landen – um eine Auszeit zu nehmen.
Auch in diesem Jahr hoffen wir, dass es uns gelingt, Ihnen mit der Betrachtung der Werke einen Raum zu schaffen, der Sie die „Tagesthemen“ vergessen lässt.
Es haben sich in diesem Jahr Künstler und Künstlerinnen zusammengefunden, um Plastiken, Grafiken und Gemälde zu zeigen, die in den Coronajahren und danach entstanden sind. Leider können wir heuer keine Großplastiken zeigen, da der Innenhof des Künstlerhauses renoviert und verschönert wird. Desto mehr freuen wir uns, wenn wir im nächsten Jahr mit unseren Bildhauerkollegen große Plastiken in der kommenden Ausstellung zeigen können.
An keinem von uns sind die vergangenen Jahre spurlos vorbeigegangen. Und auch das Publikum in allen Sparten der Kunst hat sich erst zögernd aus der Isolationssituation, in die wir alle hineingeworfen wurden, hinausbewegt. Erst zögerlich füllten sich die Ausstellungen und Säle der darstellenden und der bildenden Kunst. Man war es nicht mehr gewohnt, das Haus zu verlassen. Und so mancher Künstler in den verschiedenen Sparten wechselte vom Künstlerdasein in einen neuen beruflichen Weg, jenseitsder Kunst.
Kaum etwas erholt, rutschten wir von einer gesundheitlichen Problematik in eine ökonomische, die gerade den selbständigen Künstler mit dem Problem konfrontierte, dass spontane Käufe zurückgingen und Investitionen im künstlerischen Bereich zurückhaltender getätigt wurden.
All diese Wolken und die Unwetter, die uns bedrücken, werden vorüberziehen. In den nächsten zwei Wochen jedoch haben wir die Chance, mit Kunst in Resonanz zu treten, und zwar in der Weise, dass sie uns tröstet und erhebt, wenn wir es zulassen. Denn wir haben zwar oft keine Macht und Möglichkeit, uns von den äußeren Einflüssen zu distanzieren, aber wir haben die Möglichkeit, mit dem in Verbindung zu treten, das uns nützt und gut tut. Dies ist eine Entscheidung, die man bewusst treffen muss. Es ist eine Möglichkeit, die dem Menschen vorbehalten ist.
Ist es nicht absurd, dass wir eine Technik entwickeln, die uns immer mehr Zeit einzusparen verspricht, wir aber dabei anscheinend in ein immer größeres Beschleunigungsgefühl versinken? Wenn wir auf unserer To-Do-Liste früher 5 Sachen in 30 Minuten abhakten, so können wir sie heute in 5 Minuten tun. Die 5 Minuten werden wir aber nicht genießen können, weil wir in den gesparten 25 Minuten noch einmal 10 Dinge unterbringen.
Was sollen wir also tun? Wo können wir Entschleunigung erleben – das Modewort der aktuellen Soziologie? Genau kann ich es nicht sagen, da ich kein Therapeut des Zeitgeistes bin. Was ich Ihnen aber anbieten kann, ist, die Entschleunigung bei einem Rundgang durch unsere Ausstellung in den nächsten zwei Wochen zu erleben. Gehen Sie mit offenem Geist in Resonanz mit den gezeigten Kunstwerken, gebieten Sie unserem ständig plappernden Geist für eine Stunde zu schweigen, und öffnen Sie sich für die Weltsicht, welche die Künstler Ihnen anbieten.
Dies ist nur möglich, wenn Sie sich in einem Modus von Entschleunigung befinden. Sonst bleibt uns das Tröstende und Heilende eines Kunstwerkes verschlossen. Diese Haltung ist kein Glaubensakt, sondern öffnet sich im Erleben. Im Übrigem: Wussten Sie schon, dass König Ludwig II dieses Jahr unsere Ausstellung mit seiner Königlichen Anwesenheit beehrt?
Ich wünsche allen Besuchern viel Freude der Begegnung mit unseren Werken!
Ihr Nikos W. Dettmer
Präsident der MKG